Die Lazy-Eight-Methode ist ein Modell, das in der Strategiearbeit eingesetzt wird, um Organisationen in Zeiten hoher Dynamik und Unsicherheit handlungsfähig und anpassungsfähig zu halten. Der Ansatz stammt ursprünglich aus der Resilienzforschung und wird heute genutzt, um die Phasen eines Lebenszyklus in komplexen Systemen zu beschreiben. Die Methode strukturiert Entwicklungen in vier aufeinander folgende Phasen: Innovation, Wachstum, Stagnation und Erneuerung. Diese Phasen wiederholen sich zyklisch, sodass Organisationen alte Strukturen loslassen, neue Prozesse integrieren und sich kontinuierlich erneuern können. Es gibt keinen konkreten Anfang und kein Konkretes Ende. Zu Beginn der Arbeit mit dieser Methode, wird ermittelt, an welchem Punkt sich ein Unternehmen, ein Projekt oder eine Organisationseinheit gerade befindet. Aus dieser Positionierung können erste Schlüsse getroffen werden.
Die vier Phasen der Lazy-Eight-Methode im Überblick
- Innovation
Diese Phase ist geprägt von Kreativität und Experimenten. Neue Ideen werden entwickelt, getestet und angepasst. Die Organisation erkundet neue Möglichkeiten, entwickelt Prototypen und setzt auf eine dynamische, explorative Haltung. Die Phase endet mit einem „Neustart“, bei dem eine klare Entscheidung für einen bestimmten Innovationsweg getroffen wird. In dieser Phase kann es zu einem Entscheidungspunkt, einem Bifurkationspunkt, kommen, der die Arbeit in einer Innovationsschleife gefangen hält und verhindert, dass der nächste Schritt zum Wachstum gegangen werden kann.
- Wachstum
Nach der Innovationsphase erfolgt das Wachstum. Hier werden die Erkenntnisse und Lösungen aus der Innovationsphase skaliert und Prozesse stabilisiert. Die Strukturen festigen sich, und es wird darauf abgezielt, die erarbeiteten Ideen im größeren Maßstab umzusetzen und Effizienz zu maximieren.
- Stagnation
Mit der Zeit verlangsamt sich das Wachstum, und der Fokus verlagert sich auf die Sicherung des Status quo. Bestehende Prozesse werden standardisiert und Routinen eingeführt, um Stabilität zu gewährleisten. Diese Phase ist oft geprägt von geringer Flexibilität, was die Krisenanfälligkeit erhöhen kann, da das System zunehmend auf Altbewährtes setzt, anstatt auf Anpassungen.
- Erneuerung
Die Erneuerungsphase ist eine Übergangszeit, in der alte Strukturen infrage gestellt werden. Improvisation und das Loslassen veralteter Muster sind hier entscheidend. Am Ende dieser Phase steht ein kritischer Punkt – die Bifurkation –, an dem die Organisation entscheiden muss, ob sie weiterhin dem „alten Spiel“ folgt oder sich für einen radikalen Neuanfang („neues Spiel“) entscheidet, der den Zyklus erneut in die Innovationsphase überführt.
Nutzen der Lazy-Eight-Methode
Die Lazy-Eight-Methode bietet mehrere Vorteile:
- Früherkennung von Krisen: Durch das Bewusstsein für die Phase, in der sich die Organisation befindet, können potenzielle Krisen und Stagnationen frühzeitig erkannt und adressiert werden.
- Kontinuierliche Anpassung und Resilienz: Die Methode fördert eine dynamische Anpassungsfähigkeit, die es Organisationen ermöglicht, flexibel auf Veränderungen zu reagieren und proaktiv zu handeln.
- Strategische Langfristigkeit: Statt starrer Langfristplanung ermöglicht die Methode eine zyklische, iterative Strategieentwicklung, die auf den jeweiligen Kontext abgestimmt ist und Raum für laufende Anpassungen bietet.
- Förderung von Innovationskultur: Der Übergang von Stagnation zur Erneuerung motiviert dazu, regelmäßig neue Ideen zu erkunden und zu bewerten, was eine Innovationskultur stärkt und langfristig für Wettbewerbsfähigkeit sorgt.
Beispiel zur Anwendung der Lazy-Eight-Methode
Ein Technologieunternehmen, das Softwarelösungen entwickelt, kann die Lazy-Eight-Methode nutzen, um auf Marktveränderungen flexibel zu reagieren:
- Innovationsphase: Das Unternehmen entwickelt neue Produkte und Prototypen, um eine Marktlücke zu schließen. Hier experimentiert es mit neuen Technologien, und die Teams testen verschiedene Ansätze, um das beste Produkt zu entwickeln. Am Ende dieser Phase wird entschieden, welche Innovation weiterverfolgt wird.
- Wachstumsphase: Die entwickelte Software wird skaliert und auf den Markt gebracht. Das Unternehmen baut ein Support-Team auf, um den Kundenerfolg sicherzustellen, und stabilisiert die Produktionsprozesse, um steigenden Anforderungen gerecht zu werden.
- Stagnationsphase: Nach einigen Jahren verlangsamt sich das Wachstum. Die Produktentwicklung bleibt weitgehend unverändert, und das Unternehmen verlässt sich zunehmend auf bestehende Einnahmequellen und eingeführte Strukturen. Durch das Festhalten am Status quo steigen die Abhängigkeiten von veralteten Technologien und es entsteht eine gewisse Trägheit.
- Erneuerungsphase: Das Unternehmen erkennt erste Warnsignale, dass es Marktanteile an innovative Wettbewerber verliert. Es beschließt, veraltete Strukturen und Technologien infrage zu stellen und experimentiert mit neuen Geschäftsmodellen und Ansätzen. Am Bifurkationspunkt entscheidet das Management, sich entweder auf eine grundlegende Überarbeitung des Produkts einzulassen oder die alten Strukturen zu stabilisieren. Es wird ein „neues Spiel“ gewählt, und der Zyklus beginnt erneut.
Die Lazy-Eight-Methode gibt Organisationen die Werkzeuge an die Hand, um sich nicht nur an Veränderungen anzupassen, sondern aktiv an ihrer eigenen Entwicklung zu arbeiten. Diese zyklische Sichtweise erlaubt es, langfristig konkurrenzfähig und anpassungsfähig zu bleiben, indem der Wandel als kontinuierlicher Prozess verstanden und gefördert wird.