ACCELERATOR digitales MV: Wie Gründer:innen ihre innere Klarheit finden

Vision, Mission und Werte – Wie Gründer:innen ihre innere Klarheit finden

Ein Blick hinter die Kulissen – Der Workshop in Wismar

Am 27. März 2025 fand in Wismar der zweite Praxistermin zum Thema „Vision, Mission und Werte“ statt – ein zentrales Element des Programms Accelerator digitales MV. Die Leitung übernahm Diplom-Pädagogin Agnieszka Lieser, die mit ihrer langjährigen Erfahrung im Bereich werteorientierter Führung für eine besondere Workshop-Atmosphäre sorgte.

Die Teilnehmenden – Gründer:innen aus verschiedenen digitalen Geschäftsmodellen – hatten bereits im Vorfeld eine Online-Session besucht. In Wismar ging es nun darum, das theoretische Wissen in persönlicher Reflexion und Gruppenarbeit zu vertiefen. Trotz einer Verzögerung von etwa 30 Minuten aufgrund externer Umstände entstand ein intensiver, inspirierender Austausch, der von der Gruppe als sehr wertvoll wahrgenommen wurde.

Warum Vision, Mission und Werte für Startups so entscheidend sind

Oft unterschätzt, aber für nachhaltiges Wachstum unverzichtbar: Die innere Klarheit über Vision, Mission und Werte ist ein Schlüsselmerkmal erfolgreicher Startups. Diese drei Komponenten sind keine abstrakten Floskeln, sondern echte Orientierungspunkte für strategische Entscheidungen, Mitarbeiterführung, Kommunikation und Unternehmenskultur.

Im Workshop wurde unter anderem das Modell des „Golden Circle“ von Simon Sinek vorgestellt, das den Fokus auf das Warum – also den Sinn und Zweck der unternehmerischen Tätigkeit – legt. Denn nur wer sein „Warum“ kennt, kann langfristig motivieren, Vertrauen aufbauen und ein authentisches Unternehmen führen.

Einstieg ins Thema – Reflexion statt Sprint

Der Präsenzworkshop begann nicht mit einer PowerPoint-Schlacht, sondern mit einem bewussten Innehalten. Agnieszka Lieser leitete mit einer kurzen Wiederholung der Online-Inhalte ein und lud die Teilnehmenden anschließend zur intensiven Selbstreflexion ein: Wie sieht meine Unternehmensvision in Bildern aus? Was treibt mich an? Welche Werte sind mir wirklich wichtig?

Diese ruhige, aber tiefgehende Einstimmung schuf Raum für persönliche Geschichten, emotionale Aha-Momente und erste Ansätze für individuelle Unternehmensleitbilder. In einer Arbeitswelt, die oft auf Schnelligkeit und Leistung fokussiert ist, wirkte dieser Zugang wohltuend entschleunigend – und gleichzeitig sehr kraftvoll.

Tiefer graben – Von oberflächlichen zu echten Werten

Im nächsten Teil des Workshops ging es darum, die eigenen Werte nicht nur zu benennen, sondern sie wirklich zu verstehen und in den Unternehmensalltag zu übertragen. Viele Gründer:innen starten mit Schlagwörtern wie „Nachhaltigkeit“, „Innovation“ oder „Verlässlichkeit“ – doch was bedeuten diese Begriffe konkret? Und wie wirken sie sich auf Entscheidungen, Kommunikation und Handeln aus?

Die Teilnehmenden wurden dazu eingeladen, ihre Werte in einer sogenannten Wertepyramide einzuordnen. Dabei wird zwischen Grundwerten, unterstützenden Werten und dem zentralen Leitwert unterschieden. Ziel war es, ein individuelles Wertefundament zu schaffen, das nicht nur authentisch ist, sondern auch als innerer Kompass in herausfordernden Situationen dienen kann.

Emotionen zulassen – Ein Raum zum Fühlen

Besonders bewegend war der Moment, als Raum für Emotionen geöffnet wurde. Die intensive Auseinandersetzung mit persönlichen Werten führte bei vielen Teilnehmenden zu echten Aha-Erlebnissen – und teilweise auch zu Tränen der Rührung. Der Workshop bot damit nicht nur fachlichen Input, sondern ermöglichte auch tiefe emotionale Prozesse, die oft in klassischen Gründungsprogrammen keinen Platz finden.

Agnieszka Lieser schuf eine Atmosphäre, in der Fühlen ausdrücklich erlaubt und erwünscht war. Dieser mutige Ansatz wurde von den Teilnehmenden sehr geschätzt: Viele betonten im Nachgang, wie befreiend und stärkend es war, sich in einem geschützten Rahmen mit der eigenen Motivation und inneren Haltung auseinanderzusetzen.

Vision – Das große „Warum“ sichtbar machen

Ein zentrales Element des Workshops war die Entwicklung einer individuellen Unternehmensvision. In Gruppen- und Einzelübungen reflektierten die Teilnehmenden Fragen wie: Welchen Einfluss möchte ich mit meinem Unternehmen auf die Welt haben? Was wäre der ideale Zustand in zehn Jahren? Und welche Veränderung will ich wirklich bewirken?

Dabei wurden auch die in der Theoriesequenz vorgestellten inspirierenden Beispiele von Apples Vision einer intuitiven Technologie bis hin zu Patagonias Engagement für eine lebenswerte Umwelt in Erinnerung gerufen. Die Teilnehmenden konnten die unterschiedlichen Ansätze im Praxisteil als Impulse für die eigene Visionsarbeit nutzen. Das Ziel: Eine kraftvolle, langfristig inspirierende Leitidee, die über die alltägliche Geschäftstätigkeit hinausweist.

Mission – Der konkrete Unternehmenszweck

Nachdem die Vision – das große „Warum“ – geschärft war, richtete sich der Blick auf die Mission. Hier ging es um die Frage: Wie genau bringt mein Unternehmen seine Vision in die Realität? Die Mission beschreibt den konkreten Zweck, das tägliche Handeln und den Nutzen für die Zielgruppe.

Mit Hilfe gezielter Leitfragen konnten die Teilnehmenden ihre Mission Schritt für Schritt entwickeln: Wen bedienen wir? Welches Problem lösen wir? Und auf welche besondere Weise tun wir das? Durch Praxisbeispiele wie Google, Tesla oder Patagonia wurde deutlich, wie unterschiedlich, aber auch wie kraftvoll eine gut formulierte Mission wirken kann – sowohl nach innen als auch nach außen.

Werte umsetzen – Vom Prinzip zum Handeln

Der nächste logische Schritt: Wie lassen sich Werte konkret leben? Denn nur wenn sie sich im Verhalten widerspiegeln, entfalten sie ihre volle Wirkung. Die Teilnehmenden durchliefen dazu einen sechsstufigen Prozess – vom Bewusstwerden über die Auswahl bis hin zur Übersetzung in konkrete Handlungen.

Beispielsweise wurde aus dem Wert „Vertrauen“ die Verhaltensregel: „Wir kommunizieren ehrlich und halten Versprechen ein.“ Ebenso wurden Kundenperspektiven reflektiert: Wie erleben Kund:innen unsere Werte? Welche Tools, Maßnahmen und Rituale unterstützen uns im Alltag dabei, diese Werte auch zu verkörpern?

Dein Startup als Mensch – Werte erlebbar machen

Ein weiterer kreativer und zugleich tiefgehender Moment entstand, als die Teilnehmenden eingeladen wurden, ihr Unternehmen als Person zu denken: Welche Persönlichkeit hätte diese Person? Wie würde sie sprechen? Welche Werte würde sie vertreten?

Diese Methode der Personifizierung half vielen, ein greifbareres Gefühl für die Markenidentität ihres Unternehmens zu entwickeln. Dadurch entstanden authentische Bilder, Sprachstile und innere Haltungen, die später auch für Markenkommunikation, Branding und Führung hilfreich sein können. Das eigene Startup wurde nicht mehr nur als Struktur, sondern als lebendige Identität mit Charakter und Haltung erlebt.


Das Mini-Leitbild – Alles in einem Satz

Zum Abschluss der inhaltlichen Arbeit war die Ausarbeitung eines sogenannten „Mini-Leitbild“ geplant – was einer kompakten Zusammenfassung aus Vision, Mission, Werten und Zielen entspricht. Ziel dabei: die Essenz des Unternehmens in maximal fünf bis sechs klaren Sätzen auf den Punkt zu bringen. Eine solche Fokussierung hilft die interne Klarheit zu schärfen und dient als Grundstein für ein konsistentes Auftreten – etwa in Pitchdecks, auf Websites oder in der Teamkommunikation.


Zeitmanagement & Prioritäten

Die Trainerin reagierte flexibel auf die Bedürfnisse der Gruppe und strich aufgrund der Verzögerung einige Inhalte zugunsten der emotionalen Tiefe – ein Schritt, der sich im Nachhinein als goldrichtig erwies.

Statt Inhalte durchzupowern, entstand ein Raum, der echte Auseinandersetzung ermöglichte. Einige Arbeitsblätter – wie etwa zur Vertiefung von Werten und Mission und die Finalisierung des Mini-Leitbildes – wurden den Teilnehmenden zur Nachbereitung mitgegeben. So wurde sichergestellt, dass die begonnene Arbeit auch nach dem Workshop fortgeführt werden kann.

Abschlussteil – Was nehme ich mit?

Am Ende des Workshoptages stand die Reflexion: Was hat mich bewegt? Was nehme ich mit? Und was möchte ich als Nächstes konkret umsetzen? Die Antworten fielen sehr individuell aus – und waren doch alle von einer gemeinsamen Haltung getragen: Tieferes Verständnis für sich selbst und das eigene Unternehmertum.

Viele Teilnehmende teilten persönliche Erkenntnisse, die weit über das Erwartbare hinausgingen. Besonders berührend war der Wunsch einiger Gründer:innen, sich auch nach dem Workshop weiterhin über ihre Unternehmensvisionen auszutauschen und sich gegenseitig zu begleiten. Denn es wurde immer klarer, dass der Workshop zwar einen wesentlichen Grundstein legen kann, die Erarbeitung einer Vision und Mission jedoch ein stetiger Prozess ist und immer wieder einer neuen Überprüfung und Auseinandersetzung bedarf.

Wunsch nach Fortsetzung – Das Follow-up

Die Intensität und Tiefe des Workshops führte bei vielen Teilnehmenden zu dem Wunsch nach einer Fortsetzung. Besonders gefragt: ein Online-Follow-up zur Reflexion der Mini-Leitbilder. Dies zeigt, wie sehr das Thema bei den Gründer:innen nachwirkt – und wie wichtig es ist, Räume für kontinuierliche Wertearbeit zu schaffen.

Ein solches Follow-up würde nicht nur den Transfer in die Praxis stärken, sondern auch das Gemeinschaftsgefühl unter den Teilnehmer:innen vertiefen. Gerade in der frühen Unternehmensphase kann gegenseitige Inspiration und Unterstützung ein entscheidender Erfolgsfaktor sein.


Stimmen der Teilnehmenden

Das Zitat einer Teilnehmerinnen fasst das Erlebte so zusammen: „Der Workshop bei Dipl. Päd. Agnieszka Lieser war für mich ein Schatzkästchen, dass sich an den beiden Tagen, an denen wir zusammen die Themen erarbeitet haben, geöffnet hat. Sie kitzelte mit Gefühl, Sorgfalt und Konsequenz heraus, welche Vision, Mission und Werte ich verfolge und lebe.“ Weitere Teilnehmer:innen bedankten sich neben der wertschätzenden und feinfühligen Art und Flexibilität ausdrücklich für die Möglichkeit, sich mit emotionalen Themen in einem geschützten Rahmen auseinanderzusetzen – ein eher seltener Luxus in der oft zahlengetriebenen Gründerwelt.

Die Kombination aus klarer Struktur, professioneller Moderation und Raum für Persönliches machte diesen Workshop zu etwas Besonderem. Es war kein Standard-Seminar – es war ein Entwicklungserlebnis.

Fazit – Warum dieser Workshop so besonders war

Der Workshop „Vision, Mission und Werte“ im Rahmen des Accelerator digitales MV war mehr als nur ein weiterer Punkt auf der To-do-Liste von Startups. Er war ein kraftvoller Impuls für innere Klarheit, authentische Positionierung und emotionales Wachstum.

Agnieszka Lieser hat es geschafft, Theorie und Praxis, Struktur und Gefühl sowie Strategie und Persönlichkeit miteinander zu verbinden – eine seltene und wertvolle Kombination. Wer an diesem Tag in Wismar dabei war, ging mit mehr als nur einem Blatt Papier nach Hause. Es waren Erkenntnisse, die bleiben.



Häufig gestellte Fragen (FAQs)

1. Warum sind Vision, Mission und Werte gerade für Startups so wichtig?
Weil sie als innerer Kompass dienen – für Entscheidungen, Kommunikation, Strategie und Kultur. Sie schaffen Authentizität und Orientierung.

2. Was ist ein Mini-Leitbild und wie hilft es mir?
Ein Mini-Leitbild fasst Vision, Mission, Werte und Ziele in wenigen Sätzen zusammen. Es dient als klare, motivierende Botschaft für Gründer:innen und ihr Umfeld.

3. Wie unterscheidet sich die Vision von der Mission?
Die Vision beschreibt das langfristige Ziel (das „große Warum“), während die Mission den konkreten Zweck und das tägliche Handeln beschreibt (das „Wie und Für wen“).

4. Was bringt es, die eigenen Werte zu reflektieren?
Werte beeinflussen alle unternehmerischen Entscheidungen. Wer seine Werte kennt, handelt bewusster, kommuniziert klarer und schafft Vertrauen.

5. Wird es ein Follow-up zum Workshop geben?
Ja, ein Online-Follow-up zur Reflexion des Mini-Leitbildes ist in Planung – auf Wunsch der Teilnehmenden, um die Arbeit weiterzuführen.

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